Der innere Kampf

Im Gespräch beschrieb ich in letzter Zeit oft einen inneren Kampf, der sich täglich in mir abspielt.

Ein Kampf zwischen zwei starken Kräften, die beide um meine Aufmerksamkeit kämpfen.

Die eine Kraft sagt: ‘ Du musst dieses gegenwärtige Geschehen mit seinen Akteuren und deren Beweggründen verstehen, um es zu bekämpfen, denn es will der Welt nichts Gutes’.

Die andere Kraft sagt: ‘Du musst Dich nur dem Guten, der Heilung dieses Geschehens verbinden, um einen Gegenpol dazu zu bilden’.

Beide scheinen Recht zu haben.

Ich beobachte:

…nach dem Eingehen auf die erstere Kraft fühle ich mich erschöpft und ungehalten.

…nach dem Eingehen auf die Letztere fühle ich mich gestärkt und zuversichtlicher.

Dazu fiel mir heute die Parabel von den zwei Wölfen ein, die von den Cherokee Indianers stammt:

Die Geschichte von den zwei Wölfen

Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt. 

Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.

Einer ist böse. Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.

Der andere ist gut. Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.“

Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: „Welcher der beiden Wölfe gewinnt?“

Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“

Was bewegt dies in Dir?


p.s. alle heutigen Fotos aus der WordPress online library

17 thoughts on “Der innere Kampf

  1. Liebe Johanna, ich mochte diese Geschichte von den zwei Wölfen auch immer sehr. Aber irgendwie habe ich mehr und mehr den Eindruck, es kommt nicht NUR darauf an, welchen ich füttere, so lange etwas, was ich als “globales Bewusstsein” bezeichnen würde, noch in die andere Richtung geht.
    Der erste Wolf verschwindet leider (jedenfalls bei mir) nicht einfach, sondern scheint mir durchaus geübt darin, sich sein Fressen selber zu holen …;-). , Ich habe daher auch dein o.g. Problem mit den zwei Kräften … . Und momentan scheint mir die beste Lösung eine Mischung aus den beiden von dir ganz oben genannten Kräften zu sein (NEIN zu dem was man nicht will. JA zu dem, was man sich für die Welt wünscht).
    Liebe Grüße
    Maren

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  2. liebe johanna, mir geht es wie maren – auch ich mochte die geschichte immer sehr. doch inzwischen ist auch mein blick darauf ein anderer geworden. ich denke, dass beide seiten zum leben, zu den dingen und menschen dazu gehören. es stößt mir sogar jetzt auf, bestimmte gefühle als “böse” zu verurteilen, weil sie doch ebenso zum menschen gehören, wie die “schönen gefühle”. sie abzuspalten ist nicht gesund. grundsätzlich denke ich, dass jedes gefühl seine berechtigung hat in bezug auf das eigene (er-)leben. manches wird angestoßen im innern und es ist meiner ansicht nach gut, es sich anzuschauen. ja, das unschöne ist etwas schwerer, doch es will auch gesehen und verstanden sein. es ist hilfreich, dort aber nicht zu verweilen, aber doch einen blick zu riskieren und dann, im übertragenen sinne zu sagen: ja, ich sehe (fühle), du bist da und zwar deshalb um mir etwas mitzuteilen. ich habe dich gehört und verstanden, danke dir und lasse dich nun wieder frei. so vielleicht? aber vielleicht “funktioniert” es für dich ja anders? auch in ordnung. jeder muss seinen eigenen weg finden und gehen. alles liebe, m.

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    1. Liebe Wolkenbeobachterin 😊
      Herzlichen Dank für die guten Worte! Ich erlebe es ähnlich… doch standen diese beiden Energien für mich plötzlich und zum ersten Mal wie zwei separate Stränge vor mir, wo es nur ein entweder/oder gab. Erst das erinnerte mich an diese Geschichte mit den Wölfen.
      Im Prinzip könnte man die Beschreibung der Wölfe (die sehr krass als Gut/Böse dargestellt werden) weglassen und sich nur den letzten Satz merken… eben, dass sich Jenes vermehrt, dem wir unsere Energie geben. Und wenn wir uns mit ‘Bösem’ befassen und aber als Ansatz Aufklärung, Verständnis setzten, so kann sich auch Letzteres vermehren…
      So arbeitet dieses Thema in und an mir, und ich danke für all diese fördernden und erweiternden Gedanken!

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  3. Guten Morgen, Johanna! Die Geschichte kenne ich auch, und sie ist sehr schön, aber sie spricht ja doch eher von Emotionen, mit denen die Seele ringt, und nicht von dem Kampf auf der politischen Ebene.

    Warum fühlst du dich kaputt, wenn du dich mit der Kraft befasst, die dir sagt: “Du musst dieses gegenwärtige Geschehen mit seinen Akteuren und deren Beweggründen verstehen, um es zu bekämpfen, denn es will der Welt nichts Gutes’”? Weil du dich emotional mit dem darin genannten “Bösen” verbindest, anstatt beim “Verstehen” zu bleiben. Solange du im Verstehenwollen bleibst, ist es zwar mühsam – denn die Wahrheit wrd einem ja nicht auf dem Tablett serviert – , aber du bleibst emotional in Takt, wirst nicht von Gefühlen hin und her geworfen. Dann kommst du zu einer Einschätzung deiner Möglichkeiten, etwas zur Verbesserung der Situation beizutragen.

    Erschöpfend ist dann vielleicht die Einsicht, dass du herzlich wenig beitragen kannst, und das ist eine Herausforderung an das Ego, das gerne heldenhaft den Drachen töten möchte, wenn es ihn entdeckt hat, um dann die Prinzessin zu heiraten. Wahrscheinlicher ist, dass du dich zu einem kollektiven Kampf verpflichtet fühlst, der wirkliche Opfer erfordert. Du könntest Freunde verlieren, anecken, in Meinungskämpfe verwickelt werden, du könntest falschen Propheten folgen, mit den falschen Leuten marschieren, den falschen Zielen dienen … alles sehr sehr verschleißend.
    Da sagst du dann: Da verbinde ich mich doch lieber ganz allgemein mit der “Kraft des Guten” und stärke sie und mich, da kann ich keine Fehler machen, da bleibe ich ein liebes Kind und muss nichts bereuen. Das “Universum” wirds dann schon irgendwie richten, wenn viele Menschen diese “Gute Kraft” unterstützen.

    Wie wäre es, wenn du die Wahl zwischen diesen beiden Kräfte nicht als sich ausschließendes Dilemma, als “entweder-oder” sehen würdest? In der indischen Rechtsphilosophie gibt es das Denken im “Tetralemma”, und das beinhaltet nicht nur die Positionen “A” und “B”, sondern auf die Positionen “AB” (sowohl A als auch B, es gibt da etwa 12 Kombinationsmöglichkeiten) und “0” (weder A noch B, es handelt sich um ein Schein-Dilemma. Du gehst durch das Tor der Null und gelangst auf eine höhere Ebene, wo sich ein neues Dilemma zeigen kann, aber es ist eben auf einem anderen Niveau)

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  4. Liebe Maren, danke! Ja diesen Kampf scheint es bei Vielen (Allen?) bewusst oder unbewusst zu geben… d.h. es gab ihn ja immer schon, aber momentan scheint er verstärkt, da die Extreme sich so stark abzeichnen. Ja auch bei mir holt sich der andere Wolf hier und da sein Fressen… jetzt habe ich es zumindest jetzt bemerkt 😅

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  5. Danke Gerda!
    (..sorry, meine Kommentare sind wohl verrutscht…)
    Das sagst Du gut und letztendlich ist es ja leider nie so einfach wie in der Parabel, da die Welt nicht schwarz-weiss ist.
    In gewisesrmassen hat mich die extreme Zuspitzung der Situation dazu gezwungen, diese Prozesse in mir zu beobachten und festzustellen. Was ich nun mit dieser Erkenntnis mache muss ich sehen… sicherlich müssen weitere Erkenntnisse folgen 😅
    Ich verstehe, was Du mit den beiden Entscheidungen beschreibst und warum die ‘Gute’ die Einfachere erscheint… aber glaube, es geht eben um eine höhere Dimension, wie Du ja auch sagst, auf der sich diese zwei Aspekte vereint zeigen. Da möchte ich hin …

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    1. Ja, sicher. Da wollen wir wohl alle hin. zur Vereinigung der “beiden Aspekte”. “Aufgeschlossen für das Wahre, Gute, Schöne”, stand mal in einem meiner Zeugnisse, wohl 7. Klasse. Leider ist das Wahre, wenn man damit die Wirklichkeit der menschlichen Handlungen meint, alles andere als gut und schön. Ich sah eben einen eindrucksvollen italienisch-deutschen Film, “das Labyrinth” über einen jungen Staatsanwalt, der mit Bauer zusammen den Auschwitz-Prozess vorbereitete. (Ja, solche Filme zeigt unser staatliches Fernsehen oft). Am Ende findet der Held eine Lösung, die deinem Ideal entspricht: Nicht zu hassen, nicht auf Gut-Böse fixiert sein, nicht strafen zu wollen, sondern die wahre Geschichte erzählen, die Opfer ehren und sich dem Leben zuwenden. Für mich stand nie die Strafe im Vordergrund, sondern die Wahrheit. Die Unaufrichtigkeit und Lüge, das Vertuschen und Nicht-Stehen-Wollen zu dem, was man getan hatte oder tat, fand ich immer das größte Unglück.

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      1. Danke Gerda, was Du schreibst, tut gut!
        Ich denke, die Geschichte der zwei Wölfe ist letztich eine Momentaufnahme, spielt sich wohl eher wie das YinYang Symbol ab, in dem das Eine das Andere ablöst. So zumindest in dieser Dualität….
        Wie der Film, von dem Du sprichst, und wie auch in Mythen, Märchen, klassischem Drama, und jeder Form der Geschichtenerzählung, handelt es sich um das Wandern durch Kampf, Leid hin zur Erkenntnis und zur Erlösung. So wird das ‘Böse’ dann zum Nährboden des Guten, also tatsächlich hilfreich. So wie ‘ der Geist der Böses will und Gutes schafft’… aber eben erst in der letzten Analyse…
        Danke für Deine Gedankenanstösse!

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  6. …ich schrieb an anderer Stelle, das Ziel wird sein, sich nicht weiter auf dieser Ebene zu verstricken, sondern sie zu verlassen…wie soll das geschehen? …indem ich weder den einen noch den anderen “füttere”?

    …zum Menschlichen gehören wohl beide Seiten dazu, auch wenn wir die eine gerne von uns weisen…doch ist es mit dem dunklen Wolf nicht so, wie mit der Dunkelheit, die kein Licht erreichen kann, weil sich ihr etwas entgegen stellt?

    …vielleicht braucht der dunkle Wolf unsere Liebe um so mehr, vielleicht sollten wir beide unterschiedslos lieben und ohne sie zu bewerten?

    …gleichzeitig ist es natürlich so, dass die Energie unserer Aufmerksamkeit folgt, sollten wir dann den hellen Wolf darin unterstützen, seinen dunklen Bruder zu lieben?

    Ich glaube, das Leben gibt keine einheitliche Lösung vor. So wie das Leben selbst werden auch verschiedene Lösungen je nach Situation angebracht sein.

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  7. Danke Teggy Tiggs! Ja es bleibt lebendig und beweglich. Ich liebe ja die Vielfältigkeit des Lebens, und war daher eher verwundert, diese zwei klar abgegrenzten Krafte zu beobachten… So etwa, wie ein Lichtschalter nur an oder aus sein kann, oder wie im Digitalen es entweder eine Null oder eine Eins ist…
    Dies faszinierte mich, denn die gegenwärtige Situation macht diese Strömungen leichter erkennbar.
    Ich denke, es geht immer nur um den Grundansatz und nicht das Thema: Also nicht unschöne Themen ausblenden, sondern den Grundansatz (z.B. Angst, Wahrheit, Rache, Verstehen etc) wählen und füttern 😅
    Danke, dieser Austausch war für mich sehr hilfreich!

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  8. Liebe Johanna, ich hab mal heute bei Dir geschaut, weil Du bei mir heute dem Beitrag von Ruppert gelikt hast und siehe da, ich finde bei Dir eine meiner Lieblingsmetapher-Geschichten von den 2 Wölfen (ich habe sie in meinem Blog auch schon gepostet und auch oft erwähnt. Seit kurzem ist mir aufgegangen, dass sie nicht mehr dasselbe für mich ist – eben dieses schwarz-weis wie Du schreibst. Ich habe plötzlich erkannt, dass mein Weg jenseits dieses Schwarz-Weis-Denkens sein muss, dass alles weder ganz schwarz oder ganz weis ist, denn sowohl das eine wie das andere ist eine Wertung und ich versuche immer weniger zu beurteilen und zu werten. Dahinter steckt das Streben nach ‘Annahme dessen was ist’ – das ist schwer, aber meiner Meinung nach führt da kein Weg vorbei.

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    1. Liebe Melina,
      Danke für den lieben Beitag! Ja ich stimme in ganz grossem Masse zu, in dem Alles was wir erleben, wichtig für uns ist und auch alles Negative zum Guten durch Erkenntnis führen kann… und Andere beurteilen können wir nicht, da wir nur von unserer eigenen Warte sehen können 😊
      Aber ich hatte trotzdem den Eindruck, dass das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wächst, so wie eine Blume, die wir begiessen… ich beobachte in mir, wie Unruhe in mir aufkam, wenn ich mich mit den negativen Aspekten (z.B. der gegenwärtigen Situation) befasste. Ich finde es wunderbar, wie viele Menschen auf diesen Gedanken eingegangen sind 🤗
      Liebe Grüsse !

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