Spiegelungen – was geschieht in mir?

Das Thema Spiegelung hat mich schon immer fasziniert:

Eine Spiegelung ob im Spiegel oder einer spiegelnden Oberfläche hat etwas Fesselndes und für mich oftmals Atemberaubendes, so als gäbe es ein Fester in eine andere Welt.

Immer wieder enthalten meine Fotos Spiegelungen, und sei es die Spiegelung des lichten Himmels im Wassertropfen, was ihn hell erleuchtet zeigt, oder die weissen Wolken, der helle Himmel, die sich in einer schmutzigen Pfütze spiegeln, oder Menschen und Lichter auf nasser Strasse.

In mir regt sich dabei wie eine Sehnsucht, ein inneres Weiten, ich fühle, wie sich meine Welt, meine Sichtweise vergrössert, und wie die Luft reichhaltiger und frischer scheint.

Was passiert hier wohl?

Ist es der Wunsch nach mehr Tiefe, Reichhaltigkeit? Ist es ein Ahnen einer jenseitigen Welt, eines erweiterten Bewusstseins? Oder ist es Wissen?

Ich bemerke bei mir auch ein inneres Orientieren … ein Vergleichen, ein Relativieren, so als suchte ich mein Verhältnis, meinen Standpunkt, meinen Winkel zu der Spiegelung und dem Original, bzw dieser zu einander…


Und was geschieht, wenn sich Spiegelung und Nicht-Spiegelung, d.h. Wasseruntergrund vermischen, ineinander fliessen?

Ich fühle mich beim Anblick gefordert.. aber nicht im Kopf, sondern in der Herzgegend… was geht hier vor sich?


Und hier eine Lichtspiegelung: die Morgensonne auf dem ‘Shard’ (shard = Glasscherbe, ein Hochhaus in London).

Doch Lichtspiegelung ist falsch, denn jede Spiegelung ist nur durch Licht möglich. Im Dunkeln gibt es keine Spiegelung.

Was macht diesen Wissen mit mir?

p.s. alle heutigen Fotos von mir

7 thoughts on “Spiegelungen – was geschieht in mir?

  1. Liebe Johanna, du fächerst das, was ich nur so nebenbei angedacht hatte, auf eine sehr feine Art auf. Deine Fotos sind exquisit und tief deine Gedanken, die ins Fühlen führen, ins Herz, wie du sagst. Mir ging jetzt noch etwas durch den Kopf: Oft sagen wir, die Materie sei nur eine Illusion, sei Maya. – Und nun, beim Anschauen deiner Bilder und beim Lesen deiner Gedanken, kommt es mir so vor, als ob die Illusion (das Gespiegelte) uns näher an die Realität heranführt als das Materiell-Feste. Warum? Weil es das dunkel-Feste noch einmal, nun aber als Lichtvolles, Schwebendes, Flüchtiges zeichnet und es damit in eben die Dimension hinüberführt, in der alles Gestaltete seinen Ursprung hat? Ich weiß es nicht. Aber dies Wechselspiel von “Wirklichkeit” und “Illusion”, von Festem, das von Licht umflossen ist, und dem Lichtvollen der Spiegelung ist es vielleicht, was etwas in uns lockert, so dass wir das als real Erlebte transzendieren und in andere Welten eindringen möchten, in der nur das Licht herrscht.

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    1. Oh Gerda, das sagst Du gut. Ja, so ähnlich wirkt es auf mich auch. Wie eine liebende Hand, ein sanfter Fingerzeig, der uns ins Herz greift und uns so auf den rechten Weg der Erkenntnis führt…

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    2. Mir gefällen deine Spiegelungen sehr. Insbesondere, die Ausschnitte, die auf einen bestimmten Aspekt der Spiegelungen fokussieren zeigen ansonsten leicht übersehene Aspekte dieses optischen Phänomens. Sehr schön!

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  2. …mich sprechen Fotos und Text gleichermaßen an…ich sehe in den Spiegelungen mitunter, was im “realen” Bild verborgen bleibt, was dort im Schatten liegt und so, denke ich, gehören Spiegelung und Gesiegeltes unmittelbar zusammen, nicht nur das eine nicht ohne das andere, sondern eines als Erweiterung des anderen…

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